Aufklärung als Prozess

 Konzerttagung

Aufklärung als Prozess

17.-18. November 2016

Neubad, Bireggstrasse 36, Luzern

Konzeption: Prof. Dr. Boris Previšic (Universität Luzern)

Prof. em. Dr. Armin Wildermuth (HSG) von der Stiftung Lucerna in Kooperation mit der Universität Luzern

‚Grundwerte‘ der Aufklärung werden heute hochgehalten und unisono verteidigt, wenn sie angegriffen werden: so auch im Januar 2015 bei den Anschlägen auf Charlie Hebdo, als es um die Meinungsfreiheit ging. Zweierlei Problembereiche prägen die Grundsatzdebatte heute und sind neu zu überdenken: Erstens wird die Aufklärung historisch wie philosophisch oft noch als Einheit missverstanden. Dadurch wird sie auf festgeschriebene Errungenschaften reduziert, nämlich auf Grundsätze der Amerikanischen und Französischen Revolution – als Kulminationspunkt der Epoche – und auf eine reine Rationalisierung des Menschen- und Wissenschaftsbilds, das – aus dem Blickwinkel Horkheimer/Adornos – in sein Gegenteil kippt. Zweitens wird die Aufklärung durch die doppelte Reduktion zur Anschauungs- und Meinungsfrage degradiert. Die auf der Aufklärung basierenden Grundwerte werden im pluralistischen Konzert wieder – erstarkender Religions- und Individualisierungskonzepte kulturalistisch relativiert und zurückgestutzt auf eine Weltsicht unter vielen, welche entweder in komplementärer Konkurrenz zueinander stehen oder sogar zum ‚Clash of Civilizations‘ beitragen. Damit wird zwar der Virulenz der Aufklärung heute weiterhin Beachtung geschenkt, doch ihrem vielstimmigen universalistischen und gerade nicht vereinheitlichenden Anspruch in keinerlei Weise Rechnung getragen.

Aufklärung als Prozess
Die renommierte Stiftung Lucerna wurde 1924 gegründet und hat zum Ziel, den interdisziplinären Dialog auch mit den Künsten zu relevanten aktuellen Fragen der heutigen Zeit zu befördern. Die Tagung «Aufklärung als Prozess» sucht innerhalb der inzwischen breit aufgestellten Forschung zum 17. und 18. Jahrhundert nach Strömungen, welche den Menschen als empfindendes, denkendes und handelndes Wesen in den Mittelpunkt stellen. Dabei sollen spezifische Themen und Verfahren in den Blick kommen, welche gemeinhin nicht zuerst unter Aufklärung abgebucht werden: die Rolle der Musik, die Haltung gegenüber dem Islam, der Einfluss der Pariser Salons, der Selbstreflexion der Künste, der Radikalaufklärung oder der Volksaufklärung. Diese Zugänge werden aber nicht einfach als historisches Wissen gesichtet, sondern auf unsere Gegenwart übertragen, indem aktuelle Fragen nach der heutigen Rolle des Menschseins, der Religion und ihr Verhältnis zur Aufklärung, der Künste, des Universal-anspruchs der Aufklärung oder des Pädagogischen mit den spezifischen Zugängen der Epoche der Aufklärung verknüpft werden.

Formen
Um die dialogische Form möglichst abwechslungsreich und fruchtbar zu gestalten, besteht die Tagung neben kurzen Vorträgen aus thematischen Kurzinputs sowie künstlerisch-reflexiven Kommentaren in erster Linie aus der Musik und richtet sich an ein breites Publikum aus dem gesamten Bildungs- und Kunstbereich.

Programm

Donnerstag, 17. November 2016

14.15 Aufklärung als Prozess, einführende Worte und Musik
Boris Previšic und Armin Wildermuth zusammen mit Conrad Steinmann,Blockflöten; Plamena Nikitassova, Violine; Jörg-Andreas Bötticher, Cembalo (Schola Cantorum Basiliensis)

15.00 Nichts als reden. Zu Diderots Philosophie der Geselligkeit
Christine Abbt

15.45 Die Erfindung der Pädagogik in der Aufklärung (Kurzinput)
Rudolf Meyer

16.45 Eine Temperierung des Menschen? (Kurzinput mit Musik)
Laure Spaltenstein und Silvan Moosmüller

17.15 Perceptions of Islam in the (radical) Enlightenment
Wiep van Bunge

18.30 Radikale Aufklärung
Philipp Blom

Freitag, 18. November 2016

 09.30 Musik. Die Melodie als Vision gelungener Subjektivität (Kurzinput)
Thomas Steinfeld

10.00 Junge Nationen – Keine Aufklärung. Und doch!
Bettina Gockel

11.15 Wer reitet denn da durch Nacht und Wind? Und vor allem: Wohin? – Goethes Balladen «Erlkönig» [1782] und «Der Fischer» [1779]
Wolfgang Braungart

12.00 Musik / Schlusswort
Boris Previšic und Armin Wildermuth zusammen mit Conrad Steinmann, Plamena Nikitassova, Violine; Jörg-Andreas Bötticher, Cembalo

13.15 Tagungsschluss

Programm der Tagung (pdf)