Die helvetische Strassen-Enquête

Nationalfondsprojekt 2014–2017

Die helvetische Strassen-Enquête der Jahre 1799/1800 – eine zentrale Quelle für die schweizerische Verkehrsgeschichte

Die helvetische Strassen-Enquête und weitere Erhebungen der helvetischen Verwaltung zum Strassenwesen sind ein wichtiger Fundus für die Verkehrsgeschichte und für die Geschichte der Helvetik. Im Zentrum des Projekts steht das Strassenwesen um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, das anhand dieser Quellen rekonstruiert und detailliert beschrieben werden kann. Die helvetische Strassenaufnahme erlaubt einen Blick zurück in jene Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts, in der erst wenige Strassen als sogenannte Chausseen ausgebaut waren und noch ungefähr die Hälfte aller Wege nur zu Fuss oder mit Reit- und Saumtieren bewältigt werden konnten. Zudem war sie selbst ein Element jener grundlegenden Erneuerung der Strasseninfrastruktur, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts international in einer bemerkenswerten Parallelität begonnen hatte und die in der Schweiz Teil des vielschichtig erfolgenden Übergangs von den Standesherrschaften des Ancien Régimes zu modernen Verwaltungsstrukturen und der Intensivierung der regionalen und überregionalen Raumbezüge war. Nebst verkehrsgeschichtlichen Resultaten sind von der Auswertung der helvetischen Akten zum Strassenwesen auch weiterführende Aussagen zum Funktionieren der helvetischen Verwaltung, ihrer Zusammenarbeit mit den kantonalen Behörden und allgemein zur Verwaltungsmodernisierung zu erwarten.

Der Quellenkorpus der helvetischen Strassen-Enquête enthält:

  • die Vorarbeiten zur Umfrage des helvetischen Kriegsministeriums
  • die Klassifikation der bestehenden Wege und Brücken und deren Zustand
  • eine Erfassung der vom Militär genutzten Strassen
  • Übersichts- und Detailkarten
  • die Korrespondenz mit den involvierten respektive beauftragten Instanzen
  • Erhebungen über Kosten, Massnahmen, Werkzeuge des Strassenbaus- und Strassenunterhalts
  • Erhebungen über das Personal des Wegebaus und -unterhalts
  • Informationen über die in den Kantonen bisher erhobenen Zölle
  • eine Sammlung des damaligen Wissens zum Strassenbau (u.a. die Lehrbücher von Exchaquet und Guisan)

Das Projekt hat folgende Ziele:

  • Sichtung und Dokumentation des Quellenfundus im Bundesarchiv und in den kantonalen Staats- respektive Landesarchiven
  • Transkription wichtiger Einzelquellen und Quellen(teil)bestände
  • Rekonstruktion der Strassen- und Wegnetze des ausgehenden 18. Jahrhunderts
  • Integration der erhobenen Daten in das bestehende, auf historischen Karten beruhende Geografische Informationssystem GIS-Dufour
  • Rekonstruktion der Verkehrsverhältnisse (Strassenzustand; Verkehrsaufkommen; Art der Fuhrwerke; Strassenbenutzer) des ausgehenden 18. Jahrhunderts
  • Identifikation und Analyse der regionalen Unterschiede
  • Beschreibung des weiteren Strassenwesens (Strassenverwaltung, Unterhaltsorganisation, Strassenbau etc.) anhand der Quellen
  • Interpretation der Helvetik a) aus einer spezifisch verkehrsgeschichtlichen und b) aus einer allgemein verwaltungsgeschichtlichen Perspektive
  • Aufbau einer Website für die Präsentation der Resultate

Das Projekt steht im Zusammenhang mit dem Forschungsprogramm Verkehrsgeschichte Schweiz, das von ViaStoria, Stiftung für Verkehrsgeschichte, und von der Abteilung für Wirtschafts- Sozial- und Umweltgeschichte des Historischen Instituts der Universität Bern realisiert wird. Die Analyse und Darstellung der Resultate erfolgt teilweise im Geografischen Informationssystem GIS-Dufour, dessen Datenbasis mithilfe des geplanten Projekts ebenfalls erweitert werden kann.

Projektleitung: Prof. Dr. André Holenstein
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. André Holenstein und Dr. Hans-Ulrich Schiedt
Datenbank und GIS-Umsetzung: Heinz Rohner