An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) beschäftigt sich ein neues Graduiertenkolleg (GRK) mit der Geschichte der Aufklärung. Im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten GRK 2999 «Politik der Aufklärung» sind insgesamt 8 Promotionsstellen von jeweils 4 Jahren und 1 Postdoc-Stelle von 5 Jahren ausgeschrieben. Die Forschungsprojekte untersuchen die komplexen und mitunter widersprüchlichen Debatten zur Aufklärung in Vergangenheit und Gegenwart.
Eine Leitidee der Aufklärung ist, vereinfacht gesagt, dass allein die Vernunft das Handeln des Menschen bestimmen soll. Was das genau bedeutet, wird seit dem 18. Jahrhundert intensiv diskutiert – und das nicht nur in der Wissenschaft. Heute gehört der Begriff Aufklärung zum festen Wortschatz von Politikerinnen und Politikern: «Ich glaube an die Kraft der Aufklärung», sagte die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2021. «In den USA gelten Aufklärung und Wissenschaft allgemein als Gegenentwurf zum Populismus von Donald Trump», sagt die künftige GRK-Sprecherin Prof. Dr. Elisabeth Décultot vom Germanistischen Institut der MLU. Außerdem hätten Gelehrte bereits im 18. Jahrhundert den Anspruch erhoben, als Vertreterinnen und Vertreter der Aufklärung politische Gestaltungskraft zu entfalten und so ihre Ideen zu Gesellschaft und Regierungsformen wirksam zu machen.
Mit diesem besonderen Verhältnis von Aufklärung und Politik befassen sich die künftigen Promotionsprojekte des GRK 2999 aus verschiedenen Perspektiven: sowohl historisch als auch zeitgenössisch, lokal als auch global. Ein besonderer Fokus liegt auf der Aufklärung ausserhalb Europas und auf der postkolonialen Aufklärungskritik. Um der Thematik gerecht zu werden, vereint das GRK zahlreiche geisteswissenschaftliche Disziplinen der MLU. Zudem können die Promovierenden auf ein Netzwerk mit Partnerinnen und Partnern unter anderem aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Katar und China zurückgreifen.
Die MLU bietet für das Programm ein exzellentes wissenschaftliches Umfeld: Die Forschung zur Aufklärung hat hier seit Jahrhunderten Tradition. Das Interdisziplinäre Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung (IZEA) der MLU, an dem das GRK angesiedelt wird, ist international hoch angesehen und hervorragend vernetzt. Neben ihrer wissenschaftlichen Qualifikation haben die Promovierenden zudem die Möglichkeit, ein bis zu dreimonatiges Praktikum bei außeruniversitären Partnerinstitutionen zu absolvieren. Dazu gehören etwa die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, der Mitteldeutsche Verlag und die US-Botschaft in Berlin
In der ersten Kohorte (2025) werden per 1. April 2025 8 Promotionsstellen von jeweils 4 Jahren (48 Monate) und 1 Postdoc-Stelle von 5 Jahren (60 Monate) ausgeschrieben. Bewerbungsfrist ist der 4. November 2024. 2026 und 2027 werden zwei weitere Kohorten von jeweils 5 Promovierenden rekrutiert. Für die Dissertationen ist ein Team von drei Betreuer:innen geplant, darunter eine Person, die der Gruppe der GK-Antragsteller:innen nicht angehört. Die Stellen sollen international gestaltet und besetzt werden.
Hier geht es zur Ausschreibung der Doktorierendenstellen (in Englisch).
Hier geht es zur Ausschreibung der Postdoc-Stelle (in Englisch).